Gemeinwesenarbeit ist ein themenübergreifender und ressortunspezifischer „Troubleshooter“, der auch in der Corona-Pandemie seine Stärke zeigt.

Für die individuellen und gemeinschaftlichen Bewältigung der Folgen der Corona Pandemie ist soziales Kapital notwendig, das entsteht, wenn Menschen unterschiedlicher Milieus zusammenkommen und einander kennenlernen, voneinander lernen und sich gegebenenfalls unterstützen.

Begegnungsorte haben sich in der Corona-Pandemie verändert. Öffentliche Räume wie Parks und Plätze werden verstärkt als Aufenthaltsorte genutzt, das eröffnet die Möglichkeit zu Begegnung und Zusammenkommen von Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Milieus. Doch gelingt Begegnung in der Regel nicht von alleine, sondern nur mit einer professionellen Moderation, die eine der Kompetenzen von Gemeinwesenarbeit ist.

Herausforderungen für den demokratischen Diskurs in der Pandemie: Fake News und Verschwörungserzählungen

In der Corona-Pandemie zeigt sich die Bedeutung demokratischer Diskurse, aber auch an welchen Stellen, diese unzureichend geführt werden und wie schnell sie durch Fake-News und emotionale Falschinformationen verändert werden können. Die Präsenz von Verschwörungserzählungen ist ein Ausdruck hiervon.

Gemeinwesenarbeiter*innen organisieren das Gespräch zwischen Nachbar*innen und tragen dazu bei im Gespräch wahnhafte Wahrnehmungen und Verschwörungserzählungen von subjektiv erlebten und individuellen Bedarfen und Problemen zu trennen. Durch Aktivierung werden diese Probleme gegebenenfalls auch gemeinschaftlich angegangen. Die so erlebte Selbstwirksamkeit kann dem gefühlten Kontrollverlust entgegenwirken und demokratischen Diskurs wieder ermöglichen.

In der Corona-Pandemie sind etablierte Orte der Begegnung und Unterstützung zum Teil weggefallen. Die daraus folgende Einsamkeit führte zu psycho-sozialen Nöten. Außerdem verschärfen sich soziale Notlagen, wenn Unterstützungs- und Hilfesysteme nicht mehr in der gewohnten Art und Weise nutzbar sind.

Nähe und Ansprache suchen – und gleichzeitig Abstand halten

Gemeinwesenarbeit hat dazu beigetragen, neue Formen der Ansprache auf Abstand im öffentlichen Raum und/oder digital zu entwickeln. Das ist Grundlage um Bedarfe und Interessen zu erkunden und darauf aufbauend gemeinsam mit anderen sozialen Akteuren bedarfsgerechte Konzepte, neue Angebote und neue Zugänge zu Unterstützungs- und Hilfesystemen mit und für bedürftige Bewohner*innen zu schaffen.

Nachbarschaftshäuser als Orte von Gemeinwesenarbeit ermöglichen fantasievoll, verantwortlich und innovativ mit den Herausforderungen und Einschränkungen umzugehen und Lebensbedingungen so zu gestalten, dass Menschen entsprechend ihrer Bedürfnisse im Stadtteil zufrieden(er) leben können.

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Portrait von Barbara Rehbehn

Barbara Rehbehn

Barbara Rehbehn ist Geschäftsführerin beim Verband für sozial-kulturelle Arbeit VskA.

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