“Wie können wir die Digitalisierung nutzen, um unseren Verband weiterzubringen?” Der Verband für Behinderten- und Rehabilitationssport Mecklenburg-Vorpommern sieht sich mit dieser Frage in einem vornehmlich ländlichen Raum konfrontiert und hat es geschafft, eine erfolgreiche Digitalstrategie umzusetzen. Lars Pickardt vom VBRS teilte beim Digi-Dienstag im Juni die wichtigsten Lernerfahrungen und erfolgversprechenden Methoden mit uns.
Für den VBRS MV gab es vor allem zwei zentrale Herausforderungen:
- Zum einen steckte man gefühlt beim Thema Digitalisierung fest, da jeder Bereich unabhängig voneinander agierte. Zwar wurden vereinzelt Ideen und Konzepte entwickelt, jedoch konnte nie etwas ernsthaft umgesetzt oder weiterverfolgt werden.
- Zum anderen handelt es sich bei Mecklenburg-Vorpommern um ein Flächenland, bei dem die einzelnen Mitgliedsverbände und die Interessent*innen/Mitglieder einen weit größeren räumlichen Abstand zueinander und zu den Angeboten haben, als dies in kleineren Bundesländern oder Städten der Fall ist.
Um eine Strategie zu entwickeln, die beiden Herausforderungen gleichermaßen gerecht wird, hatte sich der Verein auf das Projekt 100xDigital der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt beworben, welches 100 gemeinnützigen Organisationen Unterstützung bei der Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie half.
Ein entscheidender Teil des gesamten Prozesses war laut Lars Pickardt der Input von - und der Austausch mit - externen Expert*innen und den anderen geförderten Teilnehmenden. So gab es eine Reihe mehrstündiger Workshops mit Themen wie Strategie, Organisation, Arbeitsweise, Technologie oder Kommunikation.
Zwecks einer Bedarfsanalyse gab es auch Gespräche mit externen Berater*innen, in denen diese halfen, die eigene Strategie herauszuarbeiten und zu verbessern, oder aber auf mögliche Stolpersteine aufmerksam machten.
Dazwischen gab es immer wieder auch Module, in denen die teilnehmenden Verbände sich über ihre Erfahrungen und Herausforderungen austauschen konnten. Das konnte wiederum bei der eigenen Konzeption helfen, da man aus erster Hand mitbekam, was erfolgversprechende Methoden sind oder welche Ideen schon mal gescheitert waren.
Ein wichtiger Ratschlag war in jedem Fall, sich auf kleine, vergleichsweise leicht umsetzbare Schritte zu konzentrieren und diese im Zweifel über einen längeren Zeitraum zu vollziehen. Hat man mit den kleinen Schritten erstmal eine Grundlage geschaffen, lassen sich folgende Schritte deutlich leichter umsetzen. Bei der Konzeption tendiert man leicht dazu, alles auf einmal machen zu wollen und zu groß zu planen, was die Gefahr birgt, den Überblick zu verlieren und in der Umsetzung stecken zu bleiben.
Am Ende von 100xDigital hatte der VBRS schließlich eine klare Digitalisierungs-Strategie herausgearbeitet und bekam den Zuschlag für eine Förderung. Die Strategie so gezielt herauszuarbeiten und ganz klar zu formulieren war laut Lars Pickardt das allerwichtigste Mittel für eine erfolgreiche Umsetzung und wäre in der Form möglicherweise nicht passiert, hätte man bei 100xDigital nicht teilgenommen und den neutralen Blick durch externe Expert*innen nicht gehabt. Sein Rat ist also, sich bei der Konzeption und Entwicklung von Strategien auch neutralen Rat von außen zu holen, ob nun über Expert*innen oder andere Verbände und Vereine, die eine ähnliche Entwicklung vollziehen.
Im ersten Schritt der Umsetzung ging es darum, zu schauen, was sich während Corona an Methoden bewährt hat und was die eigentlichen Zielgruppen der Strategie sind. Im Falle des VBRS betraf das u.a. die Frage, ob es um die Sportler*innen, die Ehrenamtlichen oder die Trainer*innen geht und was diese benötigen.
Im Anschluss wurde dann versucht, alle einzelnen digitalen Elemente in einem Gesamtkonzept unterzubringen und das auch mit Umsetzungs-Modulen zu unterlegen. Ebenso wurde geschaut, was die aktuellen technischen Möglichkeiten überhaupt hergeben - denn selbst die beste Idee bringt nichts, wenn sie nicht umsetzbar ist. Hierbei war wichtig immer wieder darauf zu achten, dass man eine Gesamtstrategie für den ganzen Verband ausarbeitet, also dass man Elemente zusammenfasst und zusammen denkt - sodass am Ende nicht wieder jeder Bereich oder Verein auf eigene Faust agiert.
Damit das möglich ist, müssen natürlich auch die technischen Voraussetzungen stimmen. Im Falle des VBRS bedeutete das zunächst, ein Videokonferenzsystem einzurichten und die bestehende Datenbank zu erneuern - diese war nicht für alle Vereine gleichermaßen sinnvoll zu verwenden, was dazu geführt hatte, dass alle ihre eigenen Tools oder Excel-Listen nutzten. So wurden punktuell zusätzliche Module für die Datenbank dazugekauft oder teilweise umprogrammiert.
Natürlich mussten hier entsprechende Schulungen stattfinden, damit die Mitarbeiter die neue Hard- und Software bedienen können. Dabei reicht es nicht, wenn man in der zentralen Geschäftsstelle gut aufgestellt ist, sondern sollte allen Vereinen und Mitarbeitern die Vorteile der Technik klar und verfügbar machen. Hier können einzelne Personen als “Leuchttürme” agieren, indem sie als Vorbild ganz bewusst die neuen Möglichkeiten und deren Vorzüge nutzen und anderen präsentieren.
Teil des Digitalkonzepts war neben der verbesserten, gemeinsamen Datenbank auch die Entwicklung der Social-Media-Kommunikation und das Erstellen von Online-Schulungsmodulen für sämtliche für den VBRS relevanten Sportarten. Mit diesen Modulen kann man Interessierten die Sportarten ausführlich präsentieren und so auch trotz der teils großen Entfernungen zugänglich machen.
Während des ganzen Prozesses war nicht zu vernachlässigen, dass man bei Neuerungen auch leicht auf Widerstand stoßen kann, gerade wenn diese technischer oder digitaler Natur sind. Manchen fällt es schwer, sich umzugewöhnen, andere haben nicht das technische Verständnis oder Berührungsängste. Hier war es stets eine Herausforderung, die Personen von den Vorteilen zu überzeugen und zu zeigen, dass digitale Lösungen und Neuerungen auch nach Corona helfen und Zeit sparen. Laut Lars Pickardt müsse man das so akzeptieren und diejenigen nicht verurteilen, denen die Neuerungen vielleicht zunächst schwerfallen. Es habe sich bewährt, konstant dran zu bleiben und es damit zu halten wie beim Sport: wenn der Spielzug nicht klar geworden ist, hilft es vielleicht, ihn in kleineren Schritten zu erklären und so verständlich zu machen, wie man gemeinsam gewinnen kann.
Jeder dritte Dienstag ist Digi-Dienstag!
Jeden dritten Dienstag im Monat bietet #GleichImNetz geballtes Digitalisierungswissen: Markiert Euch den Tag gleich schon mal rot-blau in Euren Monatsübersichten. Einen ganzen Tag lang erwarten Euch verschiedenste Informations- und Diskussionsangebote, aus- und angerichtet nach Euren Wünschen. Bei unseren 1 - 1,5 stündigen Veranstaltungshäppchen, verteilt über den ganzen Tag, ist für jede*n was dabei.