Über zwei Jahre sind vergangen, als die Flutkatastrophe im Ahrtal und dem Umkreis einen ganzen Landstrich zerstörte, 136 Menschen das Leben kostete und das Zuhause unzähliger Menschen zerstörte. In der Folge gab es eine große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. Millionen Menschen spendeten, auch an die Aktion Deutschland Hilft. Der Katastrophenschutz leistete Übermenschliches.
Aber die Folgen eines Jahrhunderthochwassers lassen sich nicht in zwei Jahren beseitigen. Auch wenn das Ahrtal und sein Schicksal weitestgehend aus den Medien verschwunden ist, gibt es leider noch eine Menge zu tun und noch viel Hilfe ist notwendig. Moderne Maschinen ebenso.
Hilfe in Form von Spezialfahrzeugen bekam der Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz und das hiesige THW. Hochwasserboote und Kleineinsatzfahrzeuge im Wert von 2,4 Millionen Euro wurden am Samstag, den 3. Februar in Bad Neuenahr feierlich vergeben. Initiator dieser Maßnahme war der BRH Bundesverband Rettungshunde e.V. Finanziert wurde das Projekt aus Spendengeldern von Aktion Deutschland Hilft (ADH), wo der BRH über den Paritätischen Gesamtverband Bündnispartner ist.
Der Bundesverband Rettungshunde war im Sommer 2021 bereits früh im Ahrtal vor Ort. „Nach der Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal waren es sogenannte Capacity-Building-Maßnahmen, um insbesondere die Fähigkeiten der örtlichen Katastrophenschutzkräfte nachhaltig zu stärken.“, erklärt Jürgen Schart, Präsident des Rettungshundeverbandes. Praktisch bedeutet dies, dass früh Strukturen für die anderen Helfer*innen aufgebaut und gesichert werden. Dadurch wurde auch die Landesfeuerwehr unterstützt. Zusammenarbeit ist im Katastrophenfall immer wichtig, so Schart: „Hilfe für Menschen in Not ist letzten Endes bei solchen Katastrophen immer eine organisations- und fachdienstübergreifende Aufgabe.“
Das Aufgabenfeld des BRH umfasste in den ersten drei Tagen zunächst die Suche nach vermissten oder verschütteten Personen. Die Hilfe des Verbandes ging aber noch weit darüber hinaus, so Herr Schart: „Aufgrund der detaillierten Ortskenntnisse unserer Einheiten wurden darüber hinaus Erkundungen, Lotsendienste, Transport- und Versorgungsfahrten durchgeführt. Parallel hat unser für Auslandseinsätze zuständiges Lagezentrum in NRW die Koordination unserer Verbandseinheiten übernommen und schweres Gerät von Baufirmen organisiert.“ Aber auch Privatpersonen ohne vorherige Ausbildung hätten geholfen, wie etwa beim Putzen und Aufräumen der zerstörten Gebäude. „Eine einzigartige Erfahrung: Viele Menschen, egal mit welchem Background – alle gemeinsam für Menschen in Not“, erklärt der Präsident des BRH immer noch beeindruckt.
Ebenfalls vor Ort war Joachim Hagelskamp, Leiter der Abteilung Finanzen und Verwaltung beim Paritätischen Gesamtverband. Die Ereignisse von 2021 sind bei den Bewohner*innen vor Ort noch sehr präsent, erfuhr Herr Hagelskamp in Bad Neuenahr: „In Einzelgesprächen wurde mir geschildert, mit welcher Vehemenz und Geschwindigkeit das Hochwasser damals kam und vielen Menschen Not, Zerstörung und Leid brachte und wie bis heute diese Menschen darunter leiden, insbesondere wenn sie Freunde, Familie oder Bekannte verloren haben.“ Sehr viel sei geschafft, vieles wieder hergestellt, aber man sehe auch die Narben an Gebäuden und Landschaften. Auch im Gespräch mit den Menschen spüre man dies, so Hagelskamp.
In seiner Rede vor Ort wies Joachim Hagelskamp darauf hin, dass der Paritätische Gesamtverband keine Hilfsorganisation sei, jedoch Paritätische Mitgliedsorganisationen im Rettungswesen und Katastrophenschutz aktiv seien. Herr Hagelskamp hob in seiner Rede die Rolle des Paritätischen bei der Zuweisung von Geldern durch die Aktion Deutschland Hilft hervor. Die Hälfte der 90 Aktionen, die im Ahrtal Gelder von ADH bekamen, waren Paritätische Organisationen, berichtete er.
Des Weiteren hob er die Rolle des Forums Rettungswesen und Katastrophenschutz hervor, welches schon seit längerem die miserable Lage des Zivilschutzes kritisiert und eine Verteilung der Rettungsmaschinen an regionale Bedingungen anmahnte. „Was in den Bergen wichtig ist, braucht man vielleicht nicht auf dem Meer“, so Hagelskamp.
Hilfe wird weiterhin dringend benötigt. Denn leider, so Jürgen Schart weiter, wurde im Hochwasser nicht nur viel Ausrüstung der Retter*innen zerstört, sondern auch die dafür notwendigen Lagerstätten. Man musste bei null anfangen, neue Standorte erschließen und das Konzept neu entwickeln. Dazu war Detailarbeit nötig: „Letztendlich sind die Kleineinsatzfahrzeuge kein Produkt von der Stange sondern eine Spezialentwicklung“, erklärt Jürgen Schart. Aber Katastrophenvorsorge müsse sich sowieso den Sonderereignissen mit mittel- bis langfristigen Maßnahmen widmen.
Joachim Hagelskamp nennt noch einen weiteren Grund zur Beteiligung des Paritätischen am Projekt, in dem auch Kritik mitschwingt: „Dort wo die Politik und die öffentliche Verwaltung zurückhaltend engagiert, kam mit diesem Projekt gezeigt werden, wie man besser gerüstet ist.“
Es gibt noch viel zu tun im Ahrtal. Der Paritätische und der Bundesverband Rettungshunde haben Anfang Februar wieder einmal einen Beitrag für die Menschen vor Ort geleistet.