Pädagogische Fachkräfte tauschen sich online über ihre Erfahrungen aus und gewinnen damit an Zuspruch, Souveränität und Kompetenz. Dieses Ziel verfolgt seit August 2019 das Projekt SuRe online der Berliner gemeinnützigen Gesellschaft für interkulturelles Zusammenleben (GIZ) gGmbH und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (SenBJF) Berlin. Kathrin Kern und Vera Klar-Winter vom Projektteam haben uns beim Digi-Dienstag am 18. Juli vorgestellt, mit welchen Mitteln - etwa mit speziellen Onlineschulungen, Fortbildungen oder dem für Berliner*innen zugänglichen Online-Forum SuRe online - das Projektziel eines regelmäßigen, trägerübergreifenden "digitalen Lehrkräftezimmers" verwirklicht wurde und welche Lernerfahrungen es auf dem Weg dorthin gab.

Die kollegiale Beratung ist eine zielgerichtete Beratung unter Kolleg*innen. Zielgerichtet heißt, dass methodisch angeleitet konkrete Fälle bearbeitet werden. Die Methoden bieten eine klare Struktur und feste Rollen, etwa dass stets eine Person moderiert und eine Person Protokoll führt. Der Fokus liegt auf einer Situation, die ein*e Kolleg*in mitbringt. In den meisten Fällen bildet sich ein fester Beratungszirkel aus, der für die Beteiligten eine niedrigschwellige Möglichkeit schafft, berufliche Probleme gemeinsam zu lösen.
Das Projekt SuRe online organisiert und fördert diese kollegialen Fallberatungen. Das Angebot ist (inzwischen) hauptsächlich digital und richtet sich nach dem Modell der Subjektiven Relevanz von Prof (i.R.) Clemens Seyfried. Zielgruppe sind pädagogische Fachkräfte an Berliner Schulen (Lehrkräfte, Erzieher*innen, Sozialarbeitende, Psycholog*innen, etc.). Über 25 Berliner Schulen sind als Kooperationsschulen am Projekt beteiligt, zusätzlich gibt es aber auch die Möglichkeit, unabhängig vom eigenen Kollegium teilzunehmen.

Mit der Möglichkeit der digitalen kollegialen Fallberatung bietet SuRe online bereits seit einigen Jahren eine Ergänzung zur klassischen Umsetzung vor Ort. Speziell für die kollegiale Fallberatung wurde das Onlinetool im vom BMBF geförderten Projekt KASA entwickelt und ist seit 2019 auch für pädagogische Fachkräfte an Berliner Schulen verfügbar. Vor der Pandemie haben alle Workshops und Fortbildungen des Projektes in Präsenz stattgefunden, als der Lockdown kam, starteten sie im April 2020 schnell mit einer digitalen Alternative in Form von Online-Workshops und -Fortbildungen. Dies war sowohl für die Projektmitarbeitenden als auch die Schulen eine sehr aufregende Zeit. Im Juni 2020 wurde dann die erste berlinweite, schulübergreifende Online-Fortbildung mit sehr positiver Resonanz abgeschlossen. Seitdem finden monatlich berlinweite Online-Workshops statt und vier weitere Zyklen der Fortbildungsreihe wurden digital durchgeführt.

Das aktuelle Angebot von SuRe lässt sich in drei Bereiche aufteilen. Die kollegiale Fallberatung face-to-face, also Beratung im Kollegium, gemeinsam in einem Raum, zu einem festen Zeitpunkt. Die digitale kollegiale Fallberatung als Online-Veranstaltung, zum Beispiel über BigBlueButton oder Jitsi. Hier findet die Beratung in der Gruppe und ebenfalls zu einem festen Zeitpunkt statt. Zusätzlich gibt es das Onlineportal SuRe online, dort läuft die kollegiale Fallberatung über ein geschütztes Forum, das über den Browser oder per App zugänglich ist. Hier trifft sich eine berlinweite Community, anonym, zeit- und ortsunabhängig, zu textbasierter Fallberatung.
Sowohl face-to-face als auch digital setzt SuRe darauf, dass es ein freiwilliges Angebot ist. Sie geben jeweils einen zeitlichen Rahmen an, zum Beispiel mit festen Pausen, die vorher kommuniziert werden. Die Workshops sind nie „nur“ kollegiale Fallberatung, es gibt immer auch einen Input zu Beginn.Anfangs werden die Rollen der Moderation und des Protokolls festgelegt. Abgesehen von dem Input wird zu Beginn auch jedes Mal der Gesprächsrahmen geklärt, also wie in der Gruppe miteinander kommuniziert werden soll. Vor allem der vertrauliche Rahmen wird hier nochmal deutlich gemacht. Gerade im digitalen Raum gab es hier Unsicherheiten, ob nicht zum Beispiel noch eine unbekannte Person im Raum sein könnte. SuRe online löst das dadurch, dass sie alle Teilnehmenden bitten, ihre Kameras einzuschalten und wenn möglich Kopfhörer zu tragen. Ebenfalls zu Beginn gibt es eine Vorstellungsrunde, die den vertraulichen Rahmen weiter fördern soll. Zudem wird für die Online-Angebote zusätzlich Zeit eingeplant, um den technischen Zugang für alle sicherzustellen. Alle Teilnehmenden bekommen extra Zeit, sich in Ruhe einzuloggen und das verwendete Tool auszuprobieren und bekommen vom Team technischen Support wenn nötig. Ebenfalls wird vorher auch eine Anleitung zum verwendeten Tool per Mail versendet.

In den letzten zwei Jahren der digitalen Fallberatung hat sich gezeigt, dass auch online ein gutes und vertrautes Gruppengefühl entstehen kann. Durch das Online-Format wurde eine zusätzliche Option der Fallberatung geschaffen, die von vielen Teilnehmenden bevorzugt wird, da zum Beispiel die Anfahrt wegfällt.

Das Portal SuRe online bietet die Möglichkeit, sich strukturiert zu konkreten Situationen der pädagogischen Arbeit auszutauschen und Lösungsansätze zu finden. Gemeinsam werden Handlungsalternativen und Lösungsansätze für individuelle Situationen aus dem Berufsalltag entwickelt. Man kann Fälle anonym einreichen, aber auch die Fälle von Kolleg*innen ansehen, und erhält dazu Rückmeldungen und Handlungsvorschläge, die man subjektiv bewerten und dann in der Praxis erproben kann. Das Angebot des Onlinetools ist immer nutzbar und unabhängig von den Zyklen der Fortbildungen und Workshops. Zugleich ist es eine geschlossene Community und bietet dadurch einen sicheren Rahmen. Zugang bekommen lediglich pädagogische Fachkräfte, die an einem Einführungsworkshop mit SuRe online teilgenommen haben. Momentan sind über 650 pädagogische Fachkräfte, die an Berliner Schulen arbeiten, dort registriert.

Zu Beginn der Pandemie war das digitale Schulungs-Angebot für alle neu. Neben ganz individuellen Bedenken waren auch die technischen Voraussetzungen nicht überall gegeben. Die ersten digitalen Workshops waren also für alle ziemlich aufregend. Nach einer kurzen Anlaufzeit hat sich die kollegiale Fallberatung online aber sehr gut etabliert. Gerade auch die kollegiale Fallberatung mit Personen, die man nicht vorher kennt, hat viel positives Feedback gebracht. Mit den verschiedenen Angeboten von SuRe soll sichergestellt werden, dass eine große Breite von pädagogischen Fachkräften sich angesprochen fühlen und ihren individuellen Bedarfen entsprechend das Passende für sich finden.
 

Für mehr Informationen geht es hier direkt zur Website des Projektes:

sure.giz.berlin/home


giz.berlin/projects/sure-online-kollegiale-fallberatung-nach-prof-drclemens-


seyfried.htm


Jeder dritte Dienstag ist Digi-Dienstag!

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Autor*in

Portrait von Lena Plaut

Lena Plaut

Lena Plaut ist Projektreferentin für Digitale Kommunikation beim Paritätischen Gesamtverband in Berlin. Sie betreut die Online-Scouts des Multiplikator*innen-Programms des Paritätischen.

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