Ungewöhnlich und doch naheliegend: Seit längerem kooperiert der Paritätische mit der Umweltorganisation BUND. Wie es dazu kam und warum es für beide eine fruchtbare Entwicklung ist, fasst Dr. Jonas Pieper zusammen.

Umwelt- und Klimaschutz spielen für den Paritätischen in unterschiedlichen Bereichen eine wichtige Rolle. Neben praktischen Fragen, beispielsweise zu Energieeinsparungen, Emissionsreduzierungen oder zur Umweltpädagogik, steht der Einsatz für eine wirksame und soziale Klimaschutzpolitik. Hierfür äußert sich der Paritätische zu klimapolitischen Vorhaben der Bundesregierung oder bringt eigene Lösungsvorschläge in die politische Diskussion ein. Seit einigen Jahren wächst dabei eine ungewöhnliche und doch so naheliegende Kooperation: Vermehrt arbeitet der Paritätische mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zusammen. Dabei entstehen gemeinsame Konzepte für die sozial-ökologische Transformation, Stellungnahmen zu politischen Vorhaben, Pressemeldungen, Fachkonferenzen oder auch – gemeinsam mit weiteren Organisationen – Aufrufe zu Demonstrationen, wie zuletzt im Herbst 2022 unter dem Motto #SolidarischerHerbst.

Diese Kooperation zwischen einem Umwelt- und Wohlfahrtsverband, die bis heute eher ungewöhnlich ist, nahm ihren Anfang im Jahr 2019 als sich in Gesprächen auf Arbeits- und Leitungsebene schnell weitreichende Gemeinsamkeiten herausstellten. Während im Paritätischen zuvor die Lösung ökologischer Probleme zunehmend in den Blick geraten war, hatte sich im BUND die Überzeugung durchgesetzt, dass eine anspruchsvolle Umweltpolitik nicht ohne soziale Rahmung auskommt. In beiden Verbänden wurden also das Soziale und das Ökologische nicht länger nur als getrennte Sphären betrachtet. Vielmehr gab es eine gemeinsame Problemanalyse, die den exzessiven Glauben an die Kräfte des freien Marktes in den Blick nahm: Ob bei der Klimakrise oder dem Artenschwund, bei Kinderarmut oder Pflegenotstand – unsere Art zu wirtschaften hat die ökologischen Grenzen überschritten und führt zugleich zu sozialen Verwerfungen.

Ulrich Schneider (braune Jacke) und Olaf Bandt (grüne Jacke) und Mitglieder vom SC Aleviten Paderborn bei der Demo zum Solidarischen Herbst am 22.10.2022 in Berlin © Paul Lovis Wagner (CC BY-NC 2.0)

Auch bei den Lösungsideen gab und gibt es immer wieder große Ähnlichkeiten zwischen dem Paritätischen und dem BUND. So prägt die Erfahrung, welche Kraft in der Zivilgesellschaft steckt, in der Beteiligung und im aktiven Einsatz von Bürger*innen beide Verbände. So waren es Bürger*innen, die die Anfänge der Energiewende prägten, indem sie Energiegenossenschaften gründeten und den Aufbau von Photovoltaik durch Bürgerwindenergie oder Mieterstromkonzepte voranbrachten. Mit den Jahren schließlich wurde die Teilhabe an der Energiewende immer stärker eingeschränkt und zu einem Bereich, in dem vor allem privatwirtschaftliche Unternehmen versuchten zu profitieren. Auch Soziale Dienstleistungen, Gesundheit und Pflege haben ihre Ursprünge im Not-for-Profit-Sektor. Erst in den vergangenen drei Jahrzehnten wurde ein Schwenk zum freien gewerblichen Markt vollzogen mit dem Versprechen, Wettbewerb und Gewinnorientierung würden zugleich das Leistungsniveau erhöhen und die Kosten senken. Ein Versprechen, das sich nicht erfüllt hat. Denn die einseitig ökonomische Betrachtung lässt sowohl Bedürfnisse von Pflegebedürftigen oder Patienten als auch die des Personals letztlich zweitrangig werden. Die Kooperation zwischen dem Paritätischen und dem BUND fußt also auch auf der Überzeugung, dass eine sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Zukunft unserer Gesellschaft die Entfesselung der gemeinnützigen und dem Gemeinwohl gewidmeten Kräfte braucht.

Die konkreten Ergebnisse dieser Kooperation sind dabei vielfältig. Sie finden sich auf Bundesebene, Landesebene oder auch lokal vor Ort, in ganz unterschiedlichen Fachbereichen und zu ganz unterschiedlichen Anlässen. Sie reichen, um nur einige Beispiele zu nennen, von sozial-ökologischen Forderungen zur Bundestagswahl 2021 in der Zukunftsagenda für die Vielen über zahlreiche gemeinsame Presseaktivitäten bis hin zu praktischen Fragen des Klimaschutzes, beispielsweise in Kindertageseinrichtungen. Setzen wir diese gemeinsame Arbeit in den kommenden Jahren fort und intensivieren wir sie – für eine sozial-ökologische Zukunft für alle.

Dr. Jonas Pieper ist Grundsatzreferent beim Paritätischen Gesamtverband.


Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem aktuellen Verbandsmagazins mit dem Titel "Energie und Krise"  des Paritätischen Gesamtverbandes.

Viele Menschen in Deutschland sorgen sich derzeit um die steigenden Energiepreise. Auf der anderen Seite sind der Klimawandel und seine Folgen ein dringliches Problem. Für unser Verbandsmagazin haben wir deshalb mit der Klimaaktivistin Luisa Neubauer gesprochen und sehen uns an, wie Paritätische Organisationen bei Energiearmut helfen und wie unsere Einrichtungen sich selbst den neuen Herausforderungen anpassen und auf ökologische Energieversorgung umsteigen. Wir geben Energiespartipps und stellen das Projekt www.energie-hilfe.org vor.

Für manche ist Soziales und Ökologie ein Widerspruch. Nicht für den Paritätischen. Wir sagen schon lange: Es geht nur ökosozial. Daher berichten wir auch über unsere Kooperation mit Bündnispartner*innen aus dem Umweltbereich. Und natürlich gibt es wieder alle Neuigkeiten aus dem Paritätischen Gesamtverband.

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