Die Kita Kinderland der Lebenshilfe Erfurt e.V. ist sicherlich eines: Vorreiter. Doch, wie Karl Weske, Verantwortlicher für die Sprachförderung der Kita, uns erzählt, gute Kinderbetreuung gehe schlichtweg nicht mehr ohne Digitales. Für die medienpädagogische Arbeit der Kita-Gruppen organisierte er Tablets und zur Kommunikation mit den Eltern die “KiKom-App”. Beim Digi-Dienstag am Weltkindertag berichtete er von den Chancen und Hürden der digitalen Kita-Elemente.

Weske wirkt gelassen, denn trotz der noch neuen, wie umstrittenen Thematik, Kitas digital zu machen, wirkt es so, als wäre ihm dies leichtgefallen. Seine Überzeugung lässt er durchblicken, denn der Thüringer Pädagoge hat uns mit Freude auch an dem in Thüringen eigentlich arbeitsfreien “Weltkindertag” berichtet. An Empfehlungen hat er eine für die Kinder und eine für die Eltern mit im Gepäck.

Mit dem Tablet auf Kita-Safari

Für die Kinder sind es Tablets. So einfach das klingen mag, hat es auch seine Hürden. Mit der Förderung hatte der Erfurter Erzieher keine Probleme. Die Finanzierung der Tablets war über Gelder aus den Förderungen zum Sprachkita-Status möglich. Schließlich, so berichtet Weske, biete die Nutzung der mit Lern- und Erlebnis-Apps versehenen Geräte für sonst leisere Kinder einen Aufhänger, mit den Erzieher*innen ins Gespräch zu kommen.

Besorgt wurden marktübliche Tablets, keine speziell für Kinder hergestellten. Dort hat Weske die gewünschten Apps aufgespielt und alle anderen verborgen. Was für Apps sind jedoch passend? Die Kita profitierte in der Auswahl dieser von Anfang an von der Expertise der Kolleg*innen, die eigene Kinder haben. Die Apps als Erwachsener auszutesten, das falle nämlich gar nicht so leicht. Weske empfiehlt, bei der Recherche kritisch zu sein und die Datenbank “Apps für Kinder” des Deutschen Jugendinstituts auszuprobieren. Auch mit auf Kinder ausgerichtete Tablets möchte er demnächst experimentieren.

Die Kinder der Kita Kinderland in Erfurt gehen, seit sie die Tablets haben, beispielsweise auf Foto-Safari durch das Kita-Gebäude. Sie erstellen ihre eigenen, abenteuerlichen Filme mit einer Stop-Motion-App oder nutzen eine andere, um Pflanzen zu erkennen. Kern des Konzepts von Pädagoge Weske ist es, die Apps in Projekte einzubinden, analog und digital zusammenzudenken. Die Kinder werden nicht, wie vielleicht zynisch zu vermuten wäre, mit dem Tablet ruhiggestellt. Im Gegenteil sollen sie ausschließlich mit den Erzieher*innen gemeinsam genutzt werden. So entstehen neue Interaktionsformen und eine zusätzliche Ebene des Spielens.

Die Eltern immer mit dabei

Datenschutz ist das Thema, an dem eine Digitalisierungsmaßnahme ganz schnell wieder scheitern kann. Als die Corona-Pandemie im Eiltempo digitale Lösungen erforderte, suchte die Kita-Kinderland eine Kita-App. Die Wahl fiel dann auf die sogenannte “KiKom-App”, gerade weil sie mit ihrem Datenschutzkonzept überzeugte. Die App wurde extra für Kita-Träger entwickelt und ermöglicht es wichtige Infos an die Eltern digital rauszuschicken und an Termine zu erinnern. Damit werden Aushänge und Zettel, die mit nach Hause müssen, weitestgehend überflüssig.

Die Kita Kinderland nutzt sie vor allem für die Kommunikation mit den Eltern. Morgens werden dort kranke Kinder abgemeldet oder jemand fragt nach vermissten Sachen. Praktisch ist, dass dabei nicht gleich an die ganze Kita geschrieben werden muss, sondern auch an vordefinierte Gruppen wie die Vorschulkinder. Die App sei, so Weske, zugänglich, übersichtlich designt und ihre Entwickler*innen offen für Feedback. Für interne Kommunikation verlässt die Kita sich jedoch weiterhin auf Zoom.

Der App Grenzen setzen und andere überwinden

Der App werden zudem Grenzen gesetzt. Denn die Vorteile aus der Zeitersparnis, keine Bilder von den Kindern mehr entwickeln zu müssen oder Handreichungen zu drucken, sollen nicht verspielt werden. Das Spielen der Kinder in den neuesten Projekten wird auf der App geteilt. Weskes Kolleg*innen halten sich jedoch dran, nur einmal morgens für die Abmeldungen und einmal nachmittags in die App zu schauen. Wobei sie im Zwiespalt sind, dass die Eltern immer mehr Berichterstattung nachfragen.

Der echte Mehrwert der App wird von allen Kolleg*innen wie auch Eltern schnell erkannt. Natürlich zeigen nicht alle Beteiligten das gleiche Interesse an Apps und Smartphones, haben Schwierigkeiten mit der Bedienung oder sind ganz grundsätzlich skeptisch. Weske berichtet, dass er es als Teil seiner Aufgabe sehe, die Vorteile der digitalen Neuheiten zu vermitteln. Auch mit Eltern setzt er sich aufmerksam hin und erklärt die App.

Immer wieder gilt es, mit der App Barrieren zu überwinden. Damit alle alles verstehen, hat sein Team angefangen, Inhalte bei Bedarf auf Englisch zu übersetzen. Trotzdem kann es vorkommen, dass Eltern die App aus Verständnisproblemen nicht nutzen. An dieser Stelle – oder auch wenn Eltern sich aus Misstrauen verweigern – erfordert der Kita-Alltag noch Doppelkommunikation. Die Sprachbarriere, gibt der Pädagoge zu bedenken, lässt sich durch eine digitale Lösung deutlich leichter überwinden: schließlich könnten die Texte aus der App direkt in den Übersetzer kopiert werden. Kritische Eltern gibt es je nach Gruppe unterschiedlich viele. Doch Vorbilder in der Elternschaft und Eingewöhnungszeit überzeugen und auch sie stoßen in der Regel dazu.

Sichtlich überwältigt vom regen Interesse an seiner Erfolgsgeschichte beendet Karl Weske seinen Bericht. Digitale Elemente, so kommt die Runde am Weltkindertag zum Schluss, können den Kita-Alltag erleichtern und durch neue spielerische Komponenten erheblich bereichern.

Weitere Infos und Links aus den spannenden Workshop finden sich im Digi-Dienstag-Protokoll (PDF).


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Autor*in

Portrait von Marvin-Berfo Günyel

Marvin-Berfo Günyel

Marvin-Berfo Günyel arbeitete im September 2022 als Praktikant in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Projekte, Redaktion, Kampagnen des Paritätischen Gesamtverbands.

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