Soziale Arbeit mit und für einkommensarme Menschen vor Ort. Welche Beispiele aus der Alltagspraxis gibt es, wie wir beim Thema Armutsbekämpfung weiterkommen? Wir stellen 7 Ideen und Initiativen von Paritätischen Mitgliedsorganisationen vor, die im Rahmen des Aktionskongresses gegen Armut (10.-12. Juni 2021) einen Einblick in ihre Praxisarbeit geben.
Prävention von Kinderarmut
Ein Leben ohne Armut und Ausgrenzung steht allen Kindern und Jugendlichen zu. Das Projekt SILKY (Social Inclusion Labs für Kids und Youngsters) von Waldhaus Jugendhilfe wird zur Prävention gegen Kinderarmut und zur Abmilderung ihrer Folgen eingesetzt. Kindern sollen unabhängig von ihrem Elternhaus die gleichen Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht werden. Im Rahmen des Projektes wird es sowohl Einzelfallarbeit, als auch Gruppenangebote geben. In den sogenannten „Labs“ (Kreativwerkstätten) werden neue, andersartige und spannende Angebote für Kinder und Jugendliche (10-18 Jahre) ins Leben gerufen.
Gesundes Leben für Arbeitslose
Das Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach bietet seit 1982 persönliche Beratung und Unterstützung, aber auch viele Angebote und Informationen zu wichtigen Fragestellungen im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit. Im Modellprojekt "Gesund leben im Quartier" entwickelte der Verein Maßnahmen für die gesundheitliche Prävention von Menschen in prekären Lebenslagen. In Untersuchungen wurde die gesundheitliche Lage der Menschen im Quartier erfasst. Laufend werden Kurse, Aktionen und Maßnahmen im Bereich Bewegung, Ernährung und Wohlbefinden entwickelt. Neben gemeinsamem Kochen, einem Quartierscafé und Wildkräuter Workshops, werden auch Yoga und Entspannungskurse im Freien angeboten.
Rassismuskritische Sozialarbeit
Sompon Socialservice e.V. ist eine Migrantenorganisation, die 2009 gegründet wurde, weil Menschen mit afrikanischem Hintergrund keine gezielte muttersprachliche Beratung und sozialpädagogische Unterstützung für ihre alltäglichen Rassismus und soziale Probleme hatten. Der Verein verfolgt einen interkulturellen und sozialpädagogischen Ansatz. Schwerpunkt ist die Arbeit mit hier dauerhaft lebenden Familien mit Migrationshintergrund, die beim Integrationsprozess und bei der Bewältigung von Beziehungsstörungen, sozialen, ethnischen und schulischen Problemen auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind.
Beschäftigung mit Gärtnern
Der Krügerverein blickt auf mehr als 25 Jahre soziales Engagement zurück. Ursprünglich gegründet um das Erbe von Prof. Herman Anders Krüger zu wahren, entwickelten sich im Laufe der Zeit Arbeitsbereiche wie Berufsorientierung, Integrationsbegleitung, Beschäftigungsprojekte und soziale Unterstützung. Für Teilnehmende an Arbeitsgelegenheiten und Integrationsprojekten bietet der Verein in seinem Beschäftigungsprojekt “Erblühen durch Gärtnern” Flächen zur gärtnerischen Bewirtschaftung an.
Damit erhalten sie die Gelegenheit, mit ihrer Umwelt in Kontakt zu treten und dabei neue Erfahrungen zu sammeln. Veränderungen in der Natur, Wachstum und Entwicklung werden deutlicher sichtbar. Die tatsächlichen Tätigkeiten richten sich nach den Jahreszeiten aus. Ziel ist es, bei jedem Wetter körperlich aktiv zu sein. Die physische und psychische Gesundheit wird dadurch gestärkt.
Teilhabe-Angebote "fast umsonst"
Die Vereine Arbeitslose brauchen Medien e.V. und die cuba Arbeitslosenberatung in Münster haben sich zusammengefunden, um Anliegen aus der Arbeitslosigkeit und Armut selbstverwaltet in die öffentliche Diskussion zu bringen und aktive Teilhabe zu ermöglichen. Als Herausforderung stellt sich immer wieder die materielle Armut, mit der viele Besuchende zu kämpfen haben. Private und halböffentliche Stellen wollten ihre ermäßigten Angebote an Studierende, behinderte Menschen, Arbeitslose und andere Bedürftige weitergeben sowie Weiterbildung öffnen. Eine Projektgruppe sammelte diese Teilhabe-Angebote und brachte sie als Broschüre "fast umsonst - mit dabei" heraus, die es mittlerweile auch online gibt. Große Nachfrage gibt es dennoch für die gedruckte Fassung, denn viele Menschen haben Interesse sich selbst zu helfen, haben es aber meist keinen digitalen Zugang.
Unterstützung für wohnungs- und obdachlose Menschen
Die Initiative e.V. in Weiden in der Oberpfalz arbeitet seit über 40 Jahren in den Bereichen Wohnungslosen- und Obdachlosenhilfe, Prävention von Wohnungslosigkeit, vor allem Verhinderung von Zwangsräumungen, Sozialpädagogische Familienhilfe, sowie der Jugendhilfe und bietet hierzu Beratungen, Einzelfallhilfe und Betreuungsangebote an. Durch aufsuchende Arbeit werden schwer erreichbare Menschen angesprochen. Zusammen mit Klient*innen aus der örtlichen Notunterkunft hat der Verein und das „Magische Projekt“ einen Videoclip produziert, in dem sich Betroffene zu dem Thema Armut äußern und ihre Sichtweisen verdeutlichen. Dieser wird auf dem Aktionskongress gegen Armut vorgestellt.
Kieler Senioren-Lotse
Die Karl-Heinz-Howe-Simon-Fiedler-Stiftung unterstützt Menschen, die das gesetzliche Renteneintrittsalter erreicht haben, in Kiel leben und aufgrund ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustands auf die Unterstützung anderer angewiesen sind oder aufgrund ihrer finanziellen Situation wirtschaftlicher Unterstützung bedürfen. Im Projekt Kieler Senioren-Lotsen organisiert die Stiftung aufsuchende Beratungs-, Begleitungs-, Informations- und Kriseninterventionsbesuche und steht den Senior*innen persönlich und mit Rat und Tat zur Seite.
Aktionskongress gegen Armut
Die vorgestellten Paritätischen Mitgliedsorganisationen sind am 11. Juni mit einem Impuls aus ihrer Praxisarbeit auf dem Aktionskongress gegen Armut vertreten.
Der Aktionskongress am 10., 11. und 12. Juni 2021 findet ausschließlich digital statt. Weitere Informationen zu Programm und Anmeldung unter www.aktionskongress.de
