Die Lebenshilfe im Kreis Germersheim (Pfalz) ist Trägerin verschiedener Wohnformen, Einrichtungen und Diensten der Eingliederungs- sowie der Kinder- und Jugendhilfe. Sie begleitet Erwachsene, Jugendliche und Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen in allen Lebenslagen.

Die Pandemie hat die Lebenshilfe hart getroffen. Geschäftsführerin Susanne Rößler berichtet: „Unsere Kindergärten, die Seniorengruppe und die Tagesförderstätte mussten schließen, unsere Integrationshelfer wurden in Kurzarbeit geschickt. Beratungsangebote und Hilfeplangespräche führten wir im Freien durch. Durch besondere Gefährdungen unserer Bewohner*innen wurden unsere Wohnformen von der Außenwelt abgeschirmt. Für die von uns betreuten Menschen ist die Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung. Das Tragen der Masken, die Abstands- und Hygieneregeln ist für unser Klientel nur schwer umsetzbar. Sie sind auch verunsichert darüber, dass Betreuer*innen Masken tragen und die gewohnte Nähe nicht möglich ist. Kurz nach dem ersten Lockdown haben wir einen Krisenstab gebildet. Die regelmäßige Bewertung der aktuellen Situation, Schutzmaßnahmen und Aufrechterhaltung der Dienste standen im Vordergrund.

Wir erstellten Pandemiepläne, Hygienekonzepte, haben alle Beteiligten unterwiesen, errichteten eine Quarantänestation, organisierten Schutzausrüstung, führen Schnelltests durch u.s.w. Wichtig war und ist jedoch nicht nur Schutz unserer Klient*innen, sondern auch für sie Möglichkeiten zu schaffen, soziale Kontakte und die Beschäftigung aufrecht zu erhalten. Deshalb haben wir vorhandene Angebote modifiziert und neue Aktivitäten entwickelt. Die Musikgruppe „BUNT“ z.B. nahm an der örtlichen Aktion „Musik aus dem Fenster“ teil und präsentierte in eindrucksvoller Weise das Lied „Von guten Mächten“ von Dietrich Bonhoeffer. Damit folgte sie dem Aufruf, alle von der Pandemie betroffenen Personen (Erkrankte, Patient*innen, Ärzt*innen, dem Pflegepersonal, arbeitende Bevölkerung im Einzelhandel etc.) zu unterstützen und die Solidarität zu bekunden.

Bewohner Bernd beschäftigt sich mit dem Tablet. © Lebenshilfe Kreis Germersheim

Bewohner*innen der Wohnheime durften nach den Corona-Verordnungen gar nicht bzw. eingeschränkt Besuch erhalten. Während des Total-Lockdowns bestand die Möglichkeit, mittels gespendeten Tablets zu skypen oder zu schreiben. Später dann fanden im Freien oder in eigens dafür bereitgestellten Räumlichkeiten viele Besuchskontakte statt. Kontaktplätze wurden weitestgehend besucherfreundlich gestaltet. Auch im Förderkindergarten und in der Tagesgruppe für Vorschulkinder „Wilde 13“ waren die Auswirkungen der Pandemie in der ersten Phase deutlich zu spüren. Der Betrieb wurde auf eine Notgruppe beschränkt. Die Familien, deren Kinder zu Hause bleiben mussten, wurden wöchentlich mit Ideenboxen versorgt und bekamen dadurch neue Spielideen und Fördermöglichkeiten.

Ähnlich verhielt es sich mit der Hausfrühförderung. Alle Maßnahmen wurden in das seit vielen Jahren etablierte Qualitätsmanagement eingebettet. Sogar die Zertifizierung im Paritätischen Qualitäts-Siegel wurde im Sommer als Fernaudit durchgeführt. Die Lebenshilfe Kreis Germersheim ist Mitglied der Paritätischen Qualitätsgemeinschaft Rheinland-Pfalz – Saarland. Nicht nur fachliche Informationen des Verbandes, sondern auch Austausch mit anderen Mitgliedern sind in der Krise sehr wertvoll. Der Wille, die Krise gemeinsam zu meistern und kreative Lösun-gen zu finden hat das vertrauensvolle Miteinander mit allen, die uns seit vielen Jahren unterstützen, verstärkt und uns als Team zusammengeschweißt.


Das Verbandsmagazin "Corona-Spezial II" des Paritätischen Gesamtverbandes © Der Paritätische

Dieser Artikel ist im Verbandsmagazin "Corona-Spezial II" des Paritätischen Gesamtverbandes erschienen.

Zum zweiten und hoffentlich letzten mal widmet sich die erste Ausgabe des aktuellen Verbandsmagazins des Paritätischen der Corona-Pandemie. Stand unser erstes Heft zum Thema noch unter dem Stern der Unsicherheit, wie die Wohlfahrt mit der neuen Situation umgehen könnte, wollen wir nun verstärkt auf Erfolge und Lernprozesse blicken.

Wir ziehen ein Zwischenfazit und werfen einen besonderen Blick auf die Pflege, die noch einmal ganz besonders von COVID-19 herausgefordert wurde. Dem Gesundheitssektor widmen wir uns besonders, daher gibt es Reportagen und Berichte aus unsere Mitgliedsorganisationen Lebenshilfe, ASB, Das Boot Wismar, das Familenzentrum Radebeul und der Deutschen Rheuma-Liga. Außerdem haben wir einiges aus der Selbsthilfe, den Jugendherbergen und den Kitas erfahren sowie Behindertenrechtsaktivistin Nancy Poser interiewt.

Außerdem berichten wir unter anderen über unsere große Kampagne für die sofortige Anhebung der Regelsätze auf 600 Euro plus weiteren Leistungen,von Vielfalt ohne Alternative und zu vielen weiteren Themen aus dem Gesamtverband.

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Portrait von Ines Möhle

Ines Möhle

Ines Möhle ist Qualitätsmanagementbeauftragte der Lebenshilfe im Kreis Germersheim.

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