Die Social Media-Videoplattform TikTok ist in aller Munde, vor allem in der Coronazeit sind die Nutzer*innenzahlen in die Höhe geschossen und gerade unsere junge Zielgruppe tummelt sich dort. Viele Paritätische Mitgliedsorganisationen überlegen nun, auch einen Account dort anzulegen. Kultur & Art e.V. hat mit ihrem Projekt "Just like us!" TikTok genutzt für den interkulturellen Austausch zwischen Jugendlichen. Letzten Digi-Dienstag haben sie uns von ihrem Projekt und ihren Erfahrungen mit TikTok berichtet.

Tanzen, Comedy, Challenges und lustige Tiervideos: TikTok hat weltweit Millionen jugendliche Fans, die die Plattform regelmäßig nutzen. Das Online-Programm „Just like us!“ von Kultur & Art e.V. hat das Potential dieses populären Videoportals genutzt, um Social Media-Kompetenzen Jugendlicher zu stärken und einen interkulturellen Austausch zu schaffen, der Vorurteile abbaut.

Schüler*innen aus Deutschland und der Türkei wurden zusammengebracht, um gemeinsam kreativ zu werden. Im Zuge des Projektes haben sie sich über ihre Lebenswelten ausgetauscht, Gemeinsamkeiten entdeckt und zusammen Videos erstellt, die sie dann auf TikTok hochgeladen haben. Grundlage dafür waren zahlreiche Workshops für die Jugendlichen. Dort erlernten die Schüler*innen die Grundtechniken des Storytellings sowie der Videoerstellung und -bearbeitung. Darüber hinaus wurden grundlegende Medienkompetenzen, wie der sichere Umgang mit dem genutzten Medium, die Chancen und Gefahren der Plattform, der Schutz der eigenen Privatsphäre sowie die Wirkung von TikTok auf die Gesellschaft vermittelt. Auch Themen wie Bodypositivity und „Me in front of the camera“ wurden behandelt. Insgesamt gab es fünf gemeinsame Sessions, die von verschiedenen Expert*innen begleitet wurden. Diese waren bereits bekannte TikToker*innen, Tanzlehrer*innen, Medienpädagog*innen und Filmemacher*innen. Mit deren Unterstützung war direktes learning by doing möglich, die Jugendlichen konnten alles direkt ausprobieren und schon während der Sessions ihre TikToks erstellen.

Um den interkulturellen Austausch zwischen den Jugendlichen anzuregen, wurden ihnen verschiedene Aufgaben gestellt. Zum Beispiel haben sie in Form von TikTok-Videos ihren Alltag gezeigt und hatten so die Möglichkeit, die verschiedenen Abläufe ihrer Tage zu vergleichen. Aber auch die verschiedenen Arten, Weihnachten zu Feiern, wurden von den Jugendlichen auf TikTok dokumentiert. Die Plattform zeigt einem immer wieder Clips an von Leuten, denen man bereits Likes gegeben hat oder deren Videos man kommentiert. So bleiben die Jugendlichen auch nach dem Projekt vernetzt, denn sie sehen sich immer wieder auf TikTok.

Kultur & Art e.V. hat sich aus mehreren Gründen für TikTok als Plattform entschieden. TikTok ist aktuell unglaublich beliebt, 2021 hatte die Plattform mehr Traffic als Google und Facebook. Zudem hat TikTok eine einfache Handhabung, es braucht nur wenige Klicks zum eigenen Video und es werden zusätzlich zahlreiche, kostenlose Möglichkeiten zur Bearbeitung der Clips geboten.  Für die Jugendlichen war so eine sehr steile Lernkurve mit vielen Erfolgserlebnissen gegeben und alle hatten die gleichen Voraussetzungen. Wer mehr lernen wollte, konnte sich einfach über YouTube weiterbilden, denn hier gibt es unzählige kostenlose Tutorials rund um TikTok.  Ein weiterer Grund für die Nutzung von TikTok ist, dass es eine inhaltsbasierte Plattform ist. Anders als auf anderen Social Media-Plattformen muss man sich nicht erst eine Reichweite aufbauen, um große Klickzahlen erreichen zu können: Jedes Video hat die Chance, viral zu gehen – auch wenn man erst wenige Follower hat. Kultur & Art e.V. war sich bewusst, dass TikTok durchaus negativ vorbelastet ist und viele sich scheuen, auf der Plattform Präsenz zu zeigen. Auch gerade deshalb fiel die Wahl auf TikTok, um Ängste abzubauen und das große Potential der Plattform zu zeigen.
Oder auch: um die Potentiale der Plattform aufzuzeigen und einen informierten Umgang damit zu befördern.

Yassin Eminoglu hat uns beim letzten Digi-Dienstag resümiert, dass das Projekt in Bezug auf den interkulturellen Austausch der Jugendlichen ein großer Erfolg gewesen sei. Die Entscheidung TikTok als Plattform zu wählen, habe sich ausgezahlt, der Austausch darüber habe super funktioniert und hielte bis heute an. Auch mit wenig Aufwand seien schnell Resultate zu sehen gewesen und viel wichtiger konnten die Jugendlichen schnell gemeinsame Erfolge feiern. Die älteren Teilnehmer*innen habe es Überwindung gekostet, sich auf die Plattform einzulassen, doch auch sie waren schnell begeistert und an Bord.

 

Ergebnisse des Projektes gibt es in einem Video hier zu sehen:
https://www.jugendbruecke.de/projekte/just-like-us/

Ein weiteres Projekt für den kulturellen Austausch für Jugendlichen mit Social Media gibt es ebenfalls:
https://www.jugendbruecke.de/projekte/creative-swap/

 


Für uns und unsere Mitgliedsorganisationen stellt sich jetzt die Frage, ob sich eine Präsenz auf TikTok lohnt. Helena Schwinghammer von der SPD hat gesagt „Auf TikTok ist es möglich, auch ohne Hunderte von Follower:innen innerhalb von wenigen Stunden weit über 10.000 junge Menschen zu erreichen“ und das ist eines der größten Potentiale dieser Plattform. Gerade in den letzten Jahren haben sich politische Inhalte auf TikTok deutlich vermehrt, etwa durch Fridays for Future oder die Bundestagswahl; aber auch der Krieg in der Ukraine ist aktuell ein dominierendes Thema auf der Plattform. Gerade unsere junge Zielgruppe ist dort unterwegs und das eben nicht nur, um sich lustige Comedyvideos anzusehen oder miteinander zu tanzen. Wie im tollen Beispiel des Projektes „Just like us!“ nutzen junge Menschen TikTok, um sich zu informieren, auszutauschen, in Kontakt zu kommen und um ihre Meinung zu sagen. Immer mehr informative Inhalte generieren große Klickzahlen und viel Aufmerksamkeit, so zum Beispiel die Videos der Tagesschau oder des Bundesgesundheitsministeriums. Klar ist, dass Clips mit einer politischen oder gesellschaftlichen Botschaft qualitativ hochwertig sein müssen und interessant gestaltet, um auf dieser bunten Plattform Aufmerksamkeit zu bekommen – am besten ist eine Story dahinter. Aber warum nicht einfach mal ausprobieren und, wenn es passt, auch informativen Content mit unterhaltsamen Elementen kombinieren?

TikTok-Workshop im Mai

Eine Möglichkeit zu testen, wie wir Paritätische Inhalte kurz und knapp in Videos für TikTok und Instagram rüberbringen können, gibt es im Mai beim Digital-Festival. Am 04.05. von 9:30-12:30 Uhr auf der Veranstaltung „#EchtGut auf Instagram und TikTok: Kurzvideo-Aktionsworkshop zur Themenoffensive“.

Hier geht’s zur Anmeldung:

digital-festival.wir-sind-paritaet.de/alle-angebote/detail-veranstaltungen/echtgut-auf-instagram-und-tiktok-kurzvideo-aktionsworkshop-zur-themenoffensive


Jeder dritte Dienstag ist Digi-Dienstag!

Jeden dritten Dienstag im Monat bietet #GleichImNetz geballtes Digitalisierungswissen: Markiert Euch den Tag gleich schon mal rot-blau in Euren Monatsübersichten. Einen ganzen Tag lang erwarten Euch verschiedenste Informations- und Diskussionsangebote, aus- und angerichtet nach Euren Wünschen. Bei unseren 1 - 1,5 stündigen Veranstaltungshäppchen, verteilt über den ganzen Tag, ist für jede*n was dabei.

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Autor*in

Portrait von Lena Plaut

Lena Plaut

Lena Plaut ist Projektreferentin für Digitale Kommunikation beim Paritätischen Gesamtverband in Berlin. Sie betreut die Online-Scouts des Multiplikator*innen-Programms des Paritätischen.

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