Der ambulante Paritätische Hospizdienst Ahaus begleitet schwerkranke und sterbende Menschen und deren Zugehörige auf ihrem letzten Lebensweg und bietet trauernden Menschen Unterstützung an. Die Koordinatorin Claudia Schwanekamp berichtet von den Auswirkungen der personell angespannten Situation in Krankenhäusern und Einrichtungen der Altenhilfe auf die Einrichtung.

Claudia Schwanekamp ist Koordinatorin im ambulanten Paritätischer Hospizdienst Ahaus

Was macht die Arbeit des ambulanten Paritätischen Hospizdienstes Ahaus gemeinnützig?

Sterben und Tod betreffen irgendwann jeden von uns, doch wenn man persönlich mit todkranken Menschen oder gar dem eigenen Sterben konfrontiert ist, ist dies für viele eine schwere Krise. In dieser sensiblen Lebensphase bieten unsere ehrenamtlichen Sterbe- und TrauerbegleiterInnen Unterstützung an, z.B. in Form von Besuchsdiensten, Sitzwachen oder Trauergesprächen. Wir begleiten jeden, egal welcher Religion oder Glaubensgemeinschaft die Person angehört. Die Begleitung wird inhaltlich und zeitlich dem jeweiligen Bedarf angepasst. Jeder bekommt die Unterstützung, die er oder sie braucht. Für die Betroffenen entstehen keine Kosten, die Krankenkasse übernimmt diese. Des Weiteren geben wir im Rahmen unseres Bildungsauftrages Wissen zum Thema Sterben, Tod und Trauer an Interessierte weiter und fördern so die Selbsthilfe.

Wie arbeiten Sie mit Betroffenen zusammen?

Die Zusammenarbeit ist sehr einfach. Die Betroffenen, ihre An- oder Zugehörigen oder das Pflegepersonal brauchen nur bei uns anzurufen. Es müssen keine Anträge o.Ä. gestellt werden. Im Erstgespräch wird der konkrete Bedarf besprochen. Manchmal findet der erste Besuch eines oder einer Ehrenamtlichen noch am selben Tag statt, wenn sehr kurzfristig Hilfe erbeten wird. Die Begleitung kann von Tag zu Tag den Bedürfnissen der Betroffenen und ihrer Angehörigen anpasst werden.

Die Räumlichkeiten des Paritätischen Hospizdienstes Ahaus.

Warum stehen gemeinnützige Einrichtungen unter Druck?

Für uns als ambulanter Hospizdienst ist die personell angespannte Situation in Krankenhäusern und Einrichtungen der Altenhilfe ein Problem, denn die Pflegefachkräfte sind ein wichtiger Ansprechpartner für uns. Sie sind nahe an den PatientInnen bzw. BewohnerInnen, erkennen die Situation und können uns rechtzeitig informieren. Da aber an vielen Standorten „die Hütte brennt“, fehlt den Fachkräften die Zeit, uns einzuschalten. Das ist für alle Beteiligten ein Verlust.

Was kann zur Stärkung von gemeinnützigen Einrichtungen beitragen?

In Deutschland können gemeinnützige Einrichtungen auf vielfache Unterstützung bauen, denn Millionen Menschen engagieren sich ehrenamtlich. In den Medien liegt jedoch der Hauptfokus auf der Krisenberichterstattung, was Menschen auch entmutigen kann. Es entsteht das Gefühl, ohnmächtig zu sein und nichts bewirken zu können, dabei ist das Gegenteil richtig. Es ist wichtig, zu sehen, wie viel Gutes täglich getan wird.

Außerdem braucht die gemeinnützige Haltung Vorrang. Für die bezahlten Fachkräfte ist es eine Herausforderung, jedem Hilfebedürftigen gerecht zu werden. Wir brauchen wieder eine gemeinsame gesellschaftliche Haltung. Jeder, der dazu in der Lage ist, sollte sich für die Gemeinschaft verantwortlich fühlen und seinen Teil beitragen. Davon profitieren alle, denn gemeinnütziges Handeln erzeugt erwiesenermaßen Zufriedenheit. Wir müssen wiedererkennen, dass wir stark genug sind, einander zu helfen.

 

Das Interview führte Lilly Oesterreich


Mit der Kampagne #EchtGut - Vorfahrt für Gemeinnützigkeit, vermittelt der Paritätische Gesamtverband seit Anfang 2021 das Thema Gemeinnützigkeit. Nach zahlreichen Vorträgen, Publikationen und Informationsmaterial, porträtiert der Verband nun in einer Beitragsreihe soziale gemeinnützige Mitgliedsorganisationen. Wie gestalten, leben und zelebrieren die Organisationen ihre Gemeinnützigkeit? Wie zeigen sich gemeinnützige Strukturen in der Zusammenarbeit mit Betroffenen und Ehrenamtlichen und welchen Herausforderungen und Chancen begegnen gemeinwohlorientierte Einrichtungen in der heutigen Zeit?

Hier können Sie den Steckbrief des ambulanten Paritätischen Hospizdienstes Ahaus als PDF herunterladen.

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Autor*in

Portrait von Lilly Oesterreich

Lilly Oesterreich

Lilly Oesterreich ist Projektreferentin für Digitale Kommunikation beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Gesamtverband in Berlin. Sie betreut die Paritätische Mitgliederplattform #WirSindParität.

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