Die Kampagne „HartzFacts“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes mit Sanktionsfrei e.V. war der Anlass für die erste reale Pressekonferenz seit der Corona-Pandemie des Paritätischen Landesverbandes Baden-Württemberg. Nach einer längeren Pause und unter veränderten Umständen entstanden kreative Ansätze, um die Aktivitäten des Verbandes sichtbar und nahbar zu machen.

Am 16.07.2020 sollte sie stattfinden: Die erste reale Pressekonferenz des Paritätischen Baden-Württemberg seit der Überführung der Mitarbeiter*innen des Verbandes in das mobile Arbeiten am heimischen Schreibtisch.

Der Anlass für die Versammlung von SWR Studio Freiburg, Radio Regenbogen, TV Südbaden, der Badischen Zeitung sowie Aufsichtsrat und weiteren Mitarbeiter*innen des Landesverbandes war die Informationskampagne „HartzFacts“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und Sanktionsfrei e.V.. Der Landesverband Baden-Württemberg nutzte die aktuellen Presseaktivitäten des Gesamtverbandes, um über die Realität von Hartz IV aufzuklären und seinen Forderungen über eine menschenwürdige Grundsicherung, die das Existenzminimum sichert und armutsfest ist, Nachdruck zu verleihen.

Trotz Regenprognose fand die Pressekonferenz im Freien statt. Für die erwarteten Journalist*innen wurde ein Pavillon mit Stehtischen aufgebaut mit dem Großplakat der Kampagne HartzFacts als Kulisse. Eine Biertischbank diente als Tisch für die Mikrofone. Mitunter fantasievoll konnten die Abstandsregelungen eingehalten werden: Das geplante Interview des Radiosenders Regenbogen führten die Journalist*innen kurzerhand über WhatsApp.

 

Hartz IV und der Tag gehört dir?

Um mit den Vorurteilen und Stigmata aufzuräumen lag es dem Verband nahe eine Persönlichkeit zu Wort kommen zu lassen, die Hartz IV bezieht und von ihren persönlichen Erfahrungen berichten möchte. Mit den Überlegungen zu einer nahbaren Aufbereitung der Kampagne schaffte es der Verband einen neuen Zugang zu dem Thema zu schaffen und es für viele Menschen vermittelbar zu machen.

Lena D. (33 Jahre) ist gelernte Rettungssanitäterin und Gesundheits- und Krankenpflegehelferin. Sie wurde aufgrund ihres erworbenen Handicaps und ihrer eingeschränkten Flexibilität als Alleinerziehende zur Hartz IV-Bezieherin.

Der Paritätische Baden-Württemberg auf Facebook

Was Lena D. in dem Interview beschreibt können auch Vertreter*innen aus Paritätischen Organisationen im Land Baden-Württemberg bestätigen, die mit betroffenen Familien arbeiten. Meral Gründer, Geschäftsführerin von Südwind Freiburg e.V., bezeichnet die finanzielle Situation von Familien als gefährlichen Gradmesser für Chancengerechtigkeit und Bildungserfolg. Auch Petra Schempp, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald e.V., stellt Hartz IV als eine zusätzliche Belastung dar, die es Familien schwer macht die finanziellen Absicherung,  die Kinderbetreuung und den Haushalt zu meistern. Timothy Apps, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Paritätischen Baden-Württemberg, sieht sich bestärkt, grundsätzlich über gesellschaftliche Teilhabemodelle wie ein bedingungsloses Grundeinkommen nachzudenken, das mit verlässlichen und individuellen Angeboten auf Arbeit und soziale Teilhabe verknüpft ist. Annika Beutel, Leiterin der Paritätischen Regionalgeschäftsstelle Freiburg, stellt klare Forderungen an die Stadt, mehr preiswerten Wohnraum zur Verfügung zu stellen und Menschen mit niedrigem Einkommen bei den Wohnkosten zu entlasten.

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Portrait von Lilly Oesterreich

Lilly Oesterreich

Lilly Oesterreich ist Projektreferentin für Digitale Kommunikation beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Gesamtverband in Berlin. Sie betreut die Paritätische Mitgliederplattform #WirSindParität.

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