Leander Feldmann macht seinen Bundesfreiwilligendienst beim Verein Politik zum Anfassen. Sein Wunsch etwas zu bewegen und sich nachhaltig einzubringen hat sich damit erfüllt. Unter Anderem leitet er das Projekt "Pimp Your Town!" bei dem sich Jugendliche in die Kommunalpolitik einbringen.
Was hat dich dazu bewegt den Bundesfreiwilligendienst bei Politik zum Anfassen e.V. zu machen?
Ich stand in der Schule, als es irgendwann an die Kurswahlen für die Oberstufe ging vor der Frage, in welche Richtung ich gehen wollte: in die naturwissenschaftliche, in der ich meine berufliche Zukunft sehe, oder aber in die gesellschaftswissenschaftliche, politische, welche mich ebenfalls immer interessiert und begeistert hatte.
Da ich mich für die Naturwissenschaften auf der schulischen Laufbahn entschieden habe, wollte ich mich nach der Schule dann wenigstens für ein Jahr politisch engagieren und einbringen mit dem Ziel, zumindest ein bisschen bewegen und beitragen zu können.
Bei der Suche nach einem BfD/FSJ Politik in der Region Hannover bin ich dann auf Politik zum Anfassen e.V. gestoßen. Nach einer kurzen Internetrecherche wurde mir dann klar, dass der Verein die perfekte Möglichkeit war, meinen Wunsch nach sinnvoller politischer Beteiligung, bei der ich aktiv mitwirken kann, mit einem meiner Hobbies, zu Filmen und Videos zu produzieren, zu verbinden.
So habe ich mich für ein Bundesfreiwilligen Dienst bei Politik zum Anfassen e.V. entschieden und meine Hoffnung, etwas bewegen und mich nachhaltig einbringen zu können wurden durch den bisherigen Verlauf meines Freiwilligendienstes definitiv erfüllt.
Erzähle bitte von einem der Projekte, die du anleitest und durchführst. Was begeistert dich daran?
Das Projekt, dass ich bisher am häufigsten mit durchgeführt habe nennt sich „Pimp Your Town!“ und ist ein dreitägiges Planspiel zur Kommunalpolitik. Dabei schlüpfen Schüler und Schülerinnen in die Rolle von Kommunalpolitikern und Kommunalpolitikerinnen und überlegen, was sie in ihrer Kommune gerne verändern würden. Im Laufe des Projektes lernen die Schüler und Schülerinnen die kommunalpolitischen Entscheidungsprozesse von der Idee zum Antrag, über Ausschuss- und Fraktionssitzungen bis hin zum finalen Beschluss in der Ratssitzung kennen. Während des Projektes werden die Schüler von Paten aus den realen kommunalen Gremien unterstützt. Zudem wird das ganze Projekt auch von dem, von Schülern und Schülerinnen gebildeten „Presse-Team“ medial begleitet.
Das Schöne an dem Projekt ist, dass die Schüler und Schülerinnen einen ersten, aber hautnahen Einblick in die, in der Schule meist nur sehr theoretisch und trocken vermittelte Kommunalpolitik bekommen und überhaupt erst erfahren, wie direkt Kommunalpolitik auch ihr Leben betrifft. Die Schüler und Schülerinnen bekommen die Möglichkeit direkten Kontakt zu Politikern und Politikerinnen, aber auch zu einander aufzubauen, da sich bei dem Projekt häufig auch Schüler und Schülerinnen verschiedenster Schulen und Schulformen begegnen und ihre Wünsche und Anliegen vorzubringen. Zudem haben die Schüler und Schülerinnen durch das Projekt auch die Möglichkeit, über die Tragweite der Schulveranstaltung hinaus einen echten Einfluss auf die kommunale Politik zu nehmen, da die Anträge der Schüler später auch in die echten kommunalen Gremien übergehen und auch immer öfter Schüleranträge umgesetzt werden.
Bei vielen Schülern und Schülerinnen ist im Laufe des Projektes eine starke Entwicklung von anfänglicher Skepsis hin zu begeisterter Beteiligung beim Einbringen und Verteidigen der eigenen Anträge und Ideen zu beobachten, spätestens, sobald die Schüler und Schülerinnen erkennen, dass sie im Rahmen des Planspiels wirklich etwas verändern können und ihre Meinung gehört wird und von Bedeutung ist.
Man merkt, dass man durch das Projekt wirklich etwas bewegen und Schüler und Schülerinnen erreichen und begeistern kann. Spätestens, wenn man nach den Projekten hört, dass einige Schüler und Schülerinnen den Schritt in kommunale Jugendparlamente gewagt haben, weiß man, dass solche Projekte mehr als nur eine dreitägige Bespaßung der Teilnehmer sind, sondern wirklich etwas bewirken können.
Was brauchen Kinder und Jugendliche, um Lust auf Beteiligung zu bekommen?
Ich glaube, dass Kinder- und Jugendliche eine Plattform brauchen, auf der sie an Beteiligung herangeführt werden. Sobald Jugendliche erst einmal erlebt haben, dass sie wirklich etwas bewegen können und dass auch ihre Meinung gefragt und relevant ist, werden sie auch von selbst nach Orten und Möglichkeiten suchen, sich auch nach den ersten Berührungspunkten noch weiterhin einbringen zu können. Der erste Schritt ist der wichtigste, das Bewusstsein, dass Politik nicht nur „die da oben“ sind, sondern ganz nah an uns dran ist und jeden von uns auch in seinem Alltag ständig betrifft, muss einmal geschaffen werden. Solang den Jugendlichen nach diesem ersten Kontakt keine Steine in den Weg gelegt werden, kann und wird sich die Jugendbeteiligung auch nachhaltig etablieren.