Gail McCutcheon, Gründern des Vereins „Mein Herz lacht e.V.“, möchte eine Plattform bieten, die klassische Selbsthilfe und Online-Community vereint. Wie der Verein die Mischung aus lokalen und digitalen Angeboten zusammenbringt und welche Digitalisierungs-Tipps uns die Gründerin Gail beim 7.Digi-Dienstag mit auf den Weg gegeben hat, gibt’s jetzt hier.

© Domingo Alvarez_Unsplash

Gails Leben hat sich schlagartig verändert, als ihr Sohn 2006 mit einem schweren Herzfehler auf die Welt kam. Nach vielen Jahren der Unsicherheit, Angst und Anstrengung durch die eigene Betroffenheit hat Gail ihre Kraft wiedergefunden und will anderen Eltern helfen. Sie gründete „Mein Herz lacht e.V.“, eine Community für Eltern beeinträchtigter Kinder. Der Verein unterstützt, stärkt und vernetzt und das Ganze sowohl lokal als auch digital!

Der digitale Wandel ist auch im Bereich der Selbsthilfe angekommen. Viele klassische Selbsthilfeeinrichtungen haben mit schwindenden Mitgliedszahlen, nicht zuletzt wegen des Generationenwechsels, zu kämpfen. Um dem entgegenzuwirken und trotzdem alle Altersgruppen mitzunehmen, setzt „Mein Herz lacht e.V.“ auf eine Mischung aus lokalen und digitalen Angeboten. Betroffene Eltern, krankheitsübergreifend, werden also nicht nur lokal, sondern auch digital miteinander vernetzt. Die Kombination macht es möglich, junge Eltern zu unterstützen und trotzdem das Wissen und die Erfahrungen der älteren Generation nicht zu verlieren und weiterzugeben.

Mitgliederreise

Bei „Mein Herz lacht e.V.“ Mitglied zu werden ist nicht schwer. Auf den Verein aufmerksam werden die meisten über die Googlesuche, Postings bei Social Media, in Zeitschriften- und Zeitungsartikeln oder ganz klassisch durch Flyer, die bei Expert*innen und Therapeut*innen auslegen. Auch hier werden sowohl digitale, als auch analoge Kommunikationskanäle genutzt. Auf der Homepage des Vereins findet man direkt ein Anmeldeformular, über das man niedrigschwellig eine Mitgliedschaft abschließen kann. Neue Daten, die über dieses Formular eingetragen werden, gehen automatisch in die digitale Datenbank.
Sobald die Mitgliedschaft bestätigt wurde, geht „Mein Herz lacht e.V.“ wieder den analogen und digitalen Weg. Das neue Mitglied wird auf eine Unterseite der Website weitergeleitet, dort kann der Podcast und Newsletter abonniert, den Social-Media-Kanälen des Vereins gefolgt und ein neues Profil in der Online Community angelegt werden. Per Post wird ein Willkommenspaket mit allen Unterlagen und Informationen verschickt.

Direkt nach der Anmeldung wird das neue Mitglied von einer Person des Teams angerufen und persönlich begrüßt. Das Teammitglied hört sich die Geschichte an, fragt ob akut Hilfe benötigt wird und lädt das neue Vereinsmitglied in eine der lokalen WhatsApp-Gruppen ein. Auch hier werden wieder beide Wege gegangen. Die Eltern vernetzen sich lokal in Gruppen und treffen sich in ihren Städten und Gemeinden, der Kontakt und die Organisation dieser Gruppen läuft digital über WhatsApp.  
Falls es für das neue Mitglied keine passende, lokale WhatsApp-Gruppe gibt, wird gefragt, ob Interesse besteht mit Hilfe des Teams eine solche Gruppe zu gründen. Hierfür steht ein digitales Starter-Paket zur Verfügung mit Videos, Mustertexten und Anleitungen. Des Weiteren wird eine Online-Schulung über Zoom angeboten und dem*der Gruppengründer*in wird ein erfahrener Buddy zur Seite gestellt.

Digitale und analoge Angebote

„Mein Herz lacht e.V.“ hat eine Menge digitaler Angebote. Die Online-Plattform, auf der sich Eltern vernetzen können und wichtige Informationen und Anlaufstellen in ihrer Region finden. Das Event-Tool, darüber organisiert der Verein Online-Seminare und Webmeetings. Die Webmeetings finden monatlich zu verschiedenen Themen wie „Akzeptanz der Diagnose“ oder „Kommunikation in der Partnerschaft“ statt und werden von Therapeut*innen begleitet. Die dafür genutzte Plattform ist Zoom. Außerdem werden Online-Seminarreihen angeboten. Diese finden sowohl zu inhaltlichen Themen, als auch als Entspannungs- und z.B. Yoga-Kurse statt. Für alle Termine gibt es, auf der Plattform, Zusammenfassungen und Aufzeichnungen, falls die Eltern es zeitlich nicht schaffen. Die digitalen Angebote können kostenlos über das Event-Tool gebucht werden. Ebenfalls in den Online-Mitgliederbereich eingebunden sind Werkzeuge zur Selbsthilfe in Form von Videos, Texten etc..

Aber auch die analogen Vereinsangebote kommen nicht zu kurz. In lokalen Elterngruppen vor Ort können Freundschaften geschlossen werden und Gruppenleiter*innen stehen immer mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung bereit. Bei Bedarf vermitteln sie an Fachkräfte weiter. Die Beratungsstellen können immer per Mail oder telefonisch kontaktiert werden. Neben den Gruppen und der Beratung gibt es im Verein auch ehrenamtliche Zuhörer*innen, die selbst betroffen sind und wissen, was die Eltern durchmachen. Bei ihnen können sich die Eltern ihre Sorgen von der Seele reden. Ebenfalls kooperiert der Verein mit Therapeut*innen und Psycholog*innen.

Gails Digi-Tipps

Für Gail McCutcheon ist es wichtig, dass die Digitalisierung nicht als etwas Neues angesehen wird, vor dem man Angst haben muss, sondern als etwas Neues, das viele Chancen bietet. Digitalisierung bedroht nicht das Bestehende, die Digitalisierung ergänzt es und bietet neue Wege, mit denen man die junge Generation erreicht. Altbewährtes muss auf keinen Fall über Bord geworfen werden, viel mehr wird es in neue Formen gegossen und definitiv nicht aus den Augen verloren, denn nicht umsonst hat es sich ja so bewährt. Aber Digitalisierung kann vieles vereinfachen und Abläufe optimieren.

In ihrem Input am 7. Digi-Dienstag appelliert Gail an die Zuhörer*innen, Digitalisierung als Verwandlung, nicht als Vernichtung zu sehen. Sie ist ein Prozess, der auf Austausch, Kooperation und Konsens beruht und nur funktionieren kann, wenn vom Ehrenamtlichen bis zum Vorstandsmitglied alle zusammenarbeiten. 

Weitere Digi-Tipps von Gail:

  • Mut haben, um Hilfe zu bitten und Fragen zu stellen
  • Vernetzt euch! Mit neuern und ehemalige Kolleg*innen, mit Expert*innen, bei Seminaren, Messen, Weiterbildungen. Erzählt überall von eurem digitalen Vorhaben und lasst euch überraschen, wer euch dabei unterstützen kann
  • Kombiniert Altes mit Neuem
  • Probiert aus und lasst Experimente zu. Digitalisierung ist ein Prozess und braucht Zeit.

 

https://www.meinherzlacht.de/


Jeder dritte Dienstag ist Digi-Dienstag!

Jeden dritten Dienstag im Monat bietet #GleichImNetz geballtes Digitalisierungswissen: Markiert Euch den Tag gleich schon mal rot-blau in Euren Monatsübersichten. Einen ganzen Tag lang erwarten Euch verschiedenste Informations- und Diskussionsangebote, aus- und angerichtet nach Euren Wünschen. Bei unseren 1 - 1,5 stündigen Veranstaltungshäppchen, verteilt über den ganzen Tag, ist für jede*n was dabei.

Kommentar schreiben

Autor*in

Portrait von Lena Plaut

Lena Plaut

Lena Plaut ist Projektreferentin für Digitale Kommunikation beim Paritätischen Gesamtverband in Berlin. Sie betreut die Online-Scouts des Multiplikator*innen-Programms des Paritätischen.

Alle Artikel

Ähnliche Beiträge