Zwei Tage voller Diskussionen und starkem Zusammenhalt: Auf der Paritätischen Jahrestagung Asyl in Leipzig wurde deutlich, wie unverzichtbar die soziale und psychosoziale Arbeit mit Geflüchteten ist. Gerade in Zeiten politischen Drucks wurde deutlich, wie wichtig Austausch, Solidarität und neue Strategien sind. Die Botschaft war klar und selbstbewusst: Ohne uns geht es nicht!
Am 4. und 5. Dezember 2025 kamen zahlreiche Engagierte paritätischer Mitgliedsorganisationen aus dem Bereich Flucht in Leipzig zusammen. Anlass war die Paritätische Jahrestagung Asyl unter dem Titel: „Ohne uns geht es nicht! Soziale Arbeit mit Geflüchteten unter Druck“. Zwei Tage lang wurde offen gesprochen, intensiv diskutiert und mutig nach vorn geblickt.
In ihren Grußworten machten Katja Kipping (Geschäftsführerin des Paritätischen Gesamtverbands) und Michael Richter (Geschäftsführer des Landesverbands Sachsen) gleich zum Auftakt deutlich: Die Soziale Arbeit im Bereich Flucht ist wichtig – heute mehr denn je. Wiebke Judith von Pro Asyl sprach in ihrer Keynote von den wachsenden Angriffen auf den Flüchtlingsschutz sowie die Zivilgesellschaft und endete mit einer klaren Botschaft: Was es jetzt braucht, sind Zusammenhalt und eine klare, deutliche Haltung. Das Engagement für und mit Geflüchteten sei kein „Nice-to-have“, sondern zentraler Teil einer solidarischen und auf den Rechten Einzelner basierenden Gesellschaft.
Offener Austausch im World Café
Am Nachmittag stand der Austausch im Mittelpunkt, im World Café wurde in kleinen Gruppen diskutiert. Die Themen waren vielfältig und aktuell: Wie können wir zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist? Wie bleiben wir sichtbar in der Öffentlichkeit? Wie gehen wir mit politischem Druck und Angriffen von rechts um? Wie können wir uns besser vernetzen und neue Bündnisse schließen? Und was können wir tun, um die Aufnahmebereitschaft wieder zu verbessern?
Die Diskussionen waren lebendig, ehrlich und sehr produktiv. Viele Teilnehmende berichteten aus ihrem Alltag - von Erfolgen, guten Beispielen und Ideen, aber auch den vielen Fallstricken und Herausforderungen vor Ort. Auch wenn ein Nachmittag für die Größe der Aufgaben nicht ausreicht: Die gemeinsame Suche nach Lösungen hat Mut gemacht und neue Ideen hervorgebracht.
Trotz Gegenwind handlungsfähig bleiben
Der zweite Tag startete mit einem Impulsvortrag von Mamad Mohamad (Geschäftsführer LAMSA e.V.) zur Frage, wie wir trotz Gegenwind stark bleiben können. Die Antwort: Durch Klarheit und Lautstärke, durch Zusammenarbeit und Selbstbewusstsein. Immer wieder sollten wir klar machen: Die Soziale Arbeit mit Geflüchteten ist systemrelevant und wichtiger Teil gesellschaftlicher Resilienz. Hervorgehoben wurde auch die besondere Rolle von Migrantenselbstorganisationen bei den Leistungen und Erfolgen der vergangenen Jahre. Das Erreichte sollte Mut machen, auch wenn sich der Wind dreht.
In den anschließenden Arbeitsforen wurden die Themen des World Café vom Vortag wieder aufgegriffen. Es ging um die Wirkung unserer Arbeit, um Strategien für mehr Aufnahmebereitschaft in der Gesellschaft, um Social Media als Werkzeug für mehr Sichtbarkeit und um den gemeinsamen Umgang mit Angriffen und Anfeindungen von rechts. Gemeinsam wurde erneut offen und lösungsorientiert diskutiert.
Eine klare gemeinsame Botschaft
Den Abschluss der Tagung bildete die Verabschiedung einer Erklärung durch die Teilnehmenden. Unter dem Titel „Ohne uns geht es nicht – Soziale Arbeit für und mit Geflüchteten ist fundamental für eine offene und solidarische Gesellschaft“ wurden klare Forderungen für einen rechtebasierten und menschenwürdigen Flüchtlingsschutz sowie eine nachhaltige und bedarfsgerechte Finanzierung der Sozialen Arbeit formuliert.
Diese Jahrestagung hat gezeigt: Es gibt Druck, es gibt Angriffe, es gibt Unsicherheit. Aber es gibt auch enorme Kompetenz, große Solidarität und viel Engagement. Die Teilnehmenden fuhren nicht nur mit neuen Ideen nach Hause, sondern auch mit neuem Rückenwind.
Unser Fazit: Wir bleiben sichtbar. Wir bleiben laut. Und wir lassen uns unsere wichtige Arbeit nicht schlechtreden. Leipzig war dafür ein starkes Zeichen.